Biberexkursion Brederis Paspels Seen
Bei schönem, aber kaltem Wetter trafen wir uns am Donnerstag, 08.12.2022 Vormittag am Parkplatz bei den Paspels Seen in Brederis. Hier empfing uns Frau Mag. Agnes Steininger, die Biberbeauftragte des Landes Vorarlberg. So starteten wir gemeinsam unsere Rundwanderung durch das Biberrevier und schon beim Badeseegelände machten wir den ersten Stopp. Anhand einer Jungbiberimitation zeigte uns Agnes die Eigenschaften eines Bibers sowie die wichtige Funktion der Kelle (Biberschwanz). Der Biber hat eine maximale Kopf-Rumpf-Länge von rund 100 cm, die Kellenlänge beträgt ca. 35 cm das Gewicht 25–30 kg. Auch der Unterschied zur Biberratte erklärte Agnes. Die Biberratte erreicht eine Körperlänge von bis zu 65 cm und wiegt erwachsen 8–10 kg. Ihr runder, schuppenbedeckter, kaum behaarter Schwanz hat eine Länge von etwa 30–45 cm. Die Biberratten sind somit kleiner als die Biber und können durch den runden Schwanz unterschieden werden. Nun wanderten wir am nördlichen Ufer des Nägele Baggerloches einem Pfad entlang und machten den nächsten Stopp. Agnes zeigte uns, wovon sich die Biber ernährten. Nicht nur von den Baumrinden und den Blättern von um gefällten Bäumen, sondern da gleich in der Nähe ein Maisfeld war, waren die Maiskolben natürlich, ohne sich viel zu bemühen, eine willkommene Speise. Hier vom Ufer aus hatte man auch einen wunderschönen Blick auf die umliegenden Berge, wie: Hohe Köpfe (2066m), Drei Schwestern (2051m), Alviergruppe (2385m), Kreuzberge (Chrüzberge) I – VIII (2059m), Berggasthaus Staubern und Bergbahn Staubern (1751m), Alpe Eidenen (1408m), Hochhus (1926m), Hüser (1951m), Hoher Kasten (1795m), Küestenwand (1682m), Inneralp (1232m). Auch die von den Bibern angenagten und gefällten Bäume konnten nun betrachtet werden. Bei nächstem Stopp zeigte uns Agnes anhand eines Biber Schädelimitates wie überraschend groß und stark die Biberzähne sind. Die Nagezähne sind bei den Bibern eine herausragende Besonderheit. Diese hören nie auf zu wachsen und schärfen sich ständig nach. Um die schwerverdauliche Nahrung zu zerkleinern, sind die Biber noch mit Backenzähnen ausgestattet. Agnes erklärte uns, dass die Nagezähne bei erwachsenen Tieren scharf wie ein Rasiermesser sind. Dies ist auch notwendig, um die kleinen und großen Bäume zu fällen. So können sie auch die Rinde der Äste abnagen. Die gelben Zähne rühren nicht von schlechter Zahnhygiene, sondern von einer weiteren Besonderheit. Der Zahnschmelz auf der Zahnvorderseite ist sehr eisenoxidhaltig, d.h. ein eisenharter Zahnschmelz, die hellbraune Farbe rührt daher. Auf der Zahninnenseite ist der Zahnschmelz nicht so hart. Durch die sich überlagernden Zähne erfolgt eine Nachschärfung der Zähne, weil der sehr harte vordere Zahnschmelz der unteren Nagezähne den weicheren inneren Zahnschmelz der oberen Zähne abschleift (Siehe Foto: Biberzähne: Eisenharter Zahnschmelz). Da es durch das längere Stehen, trotz Sonnenschein, recht frisch wurde setzen wir uns wieder in Bewegung. Am westlichen Ufer beim nächsten Halt zog Agnes ein Biberfell aus ihrem Rucksack. Das Biberfell ist dicht und warm, um den Lebensraum Wasser nützen zu können. Das Biberfell besteht aus den langen oberen Grannenhaare und der dichten Unterwolle. Und so ist auch die Fellpflege ein soziales Ereignis in der Biberfamilie. Agnes zeigte uns auch ein Imitat der Biberfüße und Biberhände. Bei den Bibern spricht man eher von Händen und nicht von Pfoten. Die Biberhände besitzen fünf Finger, welche auch geschickt und feinfühlig von den Bibern eingesetzt werden. Sie können damit kleine oder große bzw. leichte oder schwere Dinge damit greifen. Die Biberfüße sind um einiges größer als die Biberhände und sie sind bei einem erwachsenen Biber etwa “Handteller” groß (siehe Foto).
Die Biberfüße sind sehr kräftig und werden als Paddel zum Schwimmen und Tauchen eingesetzt. Auch die Schwimmhäute sind zwischen den Zehen gut zu erkennen. Erwähnenswert ist die zweite Kralle, diese ist gespalten und wird von den Bibern als Putzkralle eingesetzt. Mit der Putzkralle durchkämmen sie die dichte Unterwolle zur Fellpflege. Eine Tafel gibt auch Auskunft wie man sich bei Begegnungen mit den Bibern verhält (siehe Foto anbei).
Von dieser Stelle aus hatte man auch einen fantastischen Blick Richtung Osten zu folgenden Bergspitzen: Hohe Kugel (1645m), First (1640m), Hoher Freschen (2004m) und Hochgerach (1985m). Am südlichen Ufer zauberte Agnes ein Fläschchen aus ihrem Rucksack das bei den anwesenden Teilnehmern zu einem Schmunzeln führte. Jeder konnte nun an einem Wattebausch das Castoreum (Bibergeil) riechen. Die 24 im Bibergeil enthaltenen aromatischen Verbindungen konnten mittlerweile als Pheromon ähnlich wirkende Substanzen identifiziert werden. Eine medizinische Wirkung wird durch die enthaltene Salicylsäure (ein Inhaltsstoff der Weidenrinde, eine der Lieblingsnahrungen der Biber) hervorgerufen. Nun wanderten wir am Südufer entlang und konnten dabei einen Biberpfad und weitere angenagte Bäume sehen. Ein kurzer Schwenk nach unserer Rundwanderung und wir waren wieder an unserem Ausgangspunkt zurück. Wir bedankten uns sehr herzlich bei der von Agnes so begeisterten Vorstellung der Biber. Im Gasthaus Krone in Gisingen, wo wir noch Renate und Franz trafen, ließen wir die sehr interessante Biberexkursion ausklingen.
221208 SBF Biberexkursion Brederis Paspels Seen BERGFEX-A 08.12.2022
Biberexkursion Wanderung Distanz 2,4 Km, Höhenmeter bergauf 5 m, bergab 4 m, min. Höhe 430 m, max. Höhe 432 m, in Bewegung: 40 Minuten, Gesamtdauer 2 Stunden.
Text: Arno Huber; Fotos: Maria Speckle, Arno Huber